Walter Schwab | Fotografie

HANDWERK

Zwei Themen, die es analog nicht gab: HISTOGRAMM und RAW-DATEIEN

Das Histogramm

Alle Pixel eines Bildes nach ihren Helligkeitswerten sortiert ergeben das »Histogramm«. Es zeigt die Verteilung der Helligkeitswerte eines Bildes und ist ein ideales Werkzeug zur Kontrolle der Belichtung während der Aufnahme und für Helligkeitsanpassungen bei der späteren Bearbeitung.

 

Schwarze Bildpunkte (Helligkeit = 0) erscheinen ganz links in der Histogrammkurve, am rechten Rand sind die rein weißen Bildpunkte (Helligkeitswert = 255). Die Verteilungskurve sollte nicht wesentlich durch den linken Anschlag, aber vor allem nicht durch den rechten Anschlag beschnitten werden. Diese Bereiche wären im Bild nur noch schwarz oder weiß und ohne Details.

 

Walter Schwab, Histogramm
Bild mit vornehmlich dunklen Anteilen und dem dazugehörigen Histogramm.
Walter Schwab, Histogramm
Bild mit vornehmlich hellen Bereichen und dem dazugehörigen Histogramm.

Die Raw-Dateien

Raw-Dateien enthalten sozusagen die unbearbeiteten Informationen des Sensors und erlauben intensive Nachbearbeitungen und Änderungen, vor allem an Helligkeit und Farbe. Fotografiert man im JPG Modus, wird aus den Sensordaten sofort das Bild mit den Kameraeinstellungen erstellt. Überflüssige Informationen werden gelöscht und das Bild komprimiert gespeichert. Die Größe der Bilddatei wird dadurch recht klein, aber viele Informationen gehen logischerweise verloren. Dieses JPG lässt sich natürlich auch nachbearbeiten, aber im Vergleich zu Raw Bildern sind die Möglichkeiten begrenzt.

Raw dokumentiert feinste Helligkeitsunterschiede

Gegenüber einem JPG mit 256 Helligkeitsstufen (8 bit) pro Farbkanal werden bei Raw Daten mit 14 bit Farbtiefe 16.384 Stufen (2 hoch 14 = 16.384) pro Farbkanal gespeichert, bei 16 bit Farbtiefe sind es sogar 65.536 Helligkeitsabstufungen.

 

Vor allem ein späteres Aufspreizen (Aufhellen) in den dunklen Bildbereichen fördert erstaunliche Details zutage und  führt nicht gleich zu sichtbaren Helligkeitssprüngen. An der Grenze zur Überbelichtung werden Details sichtbar, die bei der groben 256-er Aufteilung bereits rein weiß wären.

 

Änderungen in Helligkeit und Farben (zB durch einen falschen Weißabgleich) können daher sehr gut vorgenommen werden.

 

Walter Schwab JPG vs RAW

Symbolisch: In den Raw Daten (oben) sind gegenüber den JPG Daten (unten) deutlich feinere Helligkeitsabstufungen vorhanden.

Das Speichern im Raw Format ändert aber nichts daran, dass bei deutlichen Fehlbelichtungen die überbelichtete Details in der Sättigung verschwinden und unterbelichtete Partien im Rauschen untergehen. Nachträglich läßt sich die eingestellte Verstärkung des Sensors, das heißt die Empfindlichkeit (ISO-Einstellung), nicht mehr ändern.

 

Raw gibt Kontrolle über die Farben

Alle Farbinformationen werden aufgezeichnet, Änderungen am Weißabgleich sind in der ganzen Bandbreite möglich. Der an der Kamera eingestellt Weißabgleich gilt nur für das Vorschaubild und das kameraeigene JPG, den Raw Daten ist die Einstellung egal.

 

Walter Schwab Fotografie RAW Vorteile

Mit Raw Daten kein Problem, aus dem unterbelichteten Bild mit falschem Weißabgleich (links) die richtigen Farben wieder herzustellen. Gemälde von Oswaldo Guayasamin, Capilla del Hombre, Quito.


Raw ist unveränderlich und glaubwürdig

Eine Raw Datei läßt sich nicht bearbeiten, sie bleibt immer unveränderlich in der Originalversion erhalten. Bei der Verarbeitung können zwar Anpassungen jeglicher Art vorgenommen werden, aber das Ergebnis wird als neue Datei (TIF, JPG, ...) gespeichert.

 

Einige Wettbewerbe akzeptieren daher nur noch Einreichungen mit vorliegenden Raw Daten. Bekanntestes Beispiel ist der World Press Photo Award, bei dem 2015 über 20 % der eingesandten Fotos wegen unerlaubten Bildmanipulationen disqualifiziert wurden. 

Einem JPG-Bild glaubt man nicht mehr!

 

Die Nachteile von RAW Daten

  • Raw Dateien sind groß und verlangen viel Speicherplatz und Rechnerkapazität.
  • Durch die Speicherzeiten sind sehr schnelle Serien-Aufnahmen oft nur eingeschränkt möglich.
  • Raw Dateien werden von vielen Programmen nicht gelesen. Sie müssen mit einem Raw-Converter geöffnet und z.B. als JPG oder TIFF gespeichert werden.
  • Raw Dateien sind untereinander nicht kompatibel. Es gibt zahlreiche Raw-Versionen der Kamerahersteller, die sich auch bei neuen Kameramodellen immer wieder ändern.
  • Die Bilder der Raw Dateien sollten bearbeitet werden, sonst sehen bei einigen Motiven die automatischen Kamera-JPGs besser aus.