Walter Schwab, Nepal, Kathmandu


Lange vergessen

Nur wenige Länder hielten ihre Grenzen über Jahrhunderte so verschlossen wie Nepal. Das lag vor allem daran, dass es nie in den Fokus europäischer Kolonialmächte geriet, da es

  • keine wertvollen Bodenschätze besaß,
  • militärisch keine Bedeutung hatte,
  • und durch die zerklüftete Landschaftsstruktur und die Bergwelt ohnehin kaum zu kontrollieren war.
Walter Schwab Fotografie Nepal

Die gesellschaftliche Strukturen mit ihren Religionen und Bräuchen blieben bis in die 1950-er Jahre unangetastet. Bis heute ist ein starkes kulturelles Selbstbewustsein zu spüren.

 

Gleichzeitig waren aber auch moderne Errungenschaften mit ihren durchaus positiven Seiten lange außen vor (Infrastruktur, Medizin, Ausbildungssystem).

 

Walter Schwab Fotografie Nepal

Das kleine Land besitzt eine eigene Zeitzone: 4¾ Stunden vor unserer Normalzeit. Die ungewöhnliche Viertelstundenregelung?
»To make sure that we're always 15 min ahead of India«, wie mein Freund Prakash einmal grinsend bemerkte.

 

Das zeigt das gespannte Verhältnis zum mächtigen Freund im Süden, von dessen Wohlwollen die Waren- und Energieversorgung abhängt. Leider wirkt der Nachbar im Norden auch nicht  vertrauenserweckender.

 

Walter Schwab | Nepal

Begegnungen

Als Nepal 1950 seine Grenzen öffnete, schauten die Menschen erstaunt auf die seltsamen Gestalten, die ihr Land betraten.

 

50er Jahre - DIE BERGSTEIGER

Zunächst waren es Männer mit Tonnen von Ausrüstung, die unablässig Berge bezwingen  mussten ‐ auch wenn einige dabei umkamen (und leider auch ihre einheimischen Begleiter) oder sich zumindest die Zehen erfroren, was einer Auszeichnung gleichkam.

 

Walter Schwab - Nepal

60er Jahre - DIE HIPPIES

Dann erschienen die Langhaarigen, die eigentlich nichts wirklich Erkennbares taten und bei psychedelischer Musik lächelnd dem damals noch frei verkäuflichen Marihuana frönten.

 

70er Jahre - DIE TREKKER

Und ab den 70-er kamen die Weitwander-Freunde, die »schon zufrieden sind, wenn sie den ganzen Tag wie das Vieh umherwandern können«, wie es eine ältere Sherpafrau im Khumbu einmal treffend ausdrückte, und fortfuhr »aber wenn man sie gut füttert, geben sie gut Milch!«

 

Walter Schwab Fotografie Nepal

Während Bergsteiger zwischen 1950 und 1960 alle nepalischen Achttausender erkletterten, erforschte der Schweizer Geologe Toni Hagen wie kein zweiter das Land. 14.000 km legte er zu Fuß zurück und verschliss dabei 20 Paar Bergschuhe, und zwar »gute Schweizer«, wie er betonte. Der Film DER RING DES BUDDHA schildert dieseZeit, löblich anders als viele Bergsteiger-Dramen.

 

Walter Schwab | Nepal

Die vielen Tempel mit wertvollen Figuren und Schnitzereien im Tal von Kathmandu fanden aber auch zahlreiche ungebetene Liebhaber. DIE GÖTTER VERLASSEN DAS LAND nannte Jürgen Schick 1989 sein Buch über die unrühmliche Geschichte dieses Kunstraubes.

 

Walter Schwab | Nepal

Der Himalaya

Vor 50 Millionen Jahren begann die Erde, sich zu erheben. Als sich die riesige Erdscholle vom südlichen Kontinent Gondwana löste, nach Norden driftete und sich langsam unter die eurasische Platte schob. Diese angedockte »Scholle« ist das heutige INDIEN und die hohen Aufwerfungen sind die Berge des Himalaya.
HIMALAYA bedeutet »Ort des Schnees«.

 

Walter Schwab | Nepal

Für die Tibeter ist die höchste Erhebung seit jeher CHOMOLUNGMA, die Muttergöttin des Universums. Trotz den Versprechungen, einheimische Namen zu respektieren, benannten die Engländer 1856 den Berg nach ihrem früheren Landvermesser für Indien, George EVEREST. Die Nepalis kamen erst relativ spät zu einem Namen für diesen vom Zentrum Kathmandu weit abgelegenen Berg. In ihren Karten heißt er heute SAGARMATHA.

 

Walter Schwab Fotografie Everest

Der Süden

Entlang der indischen Grenze erstreckt sich das Terai. Früher eine malariaverseuchte, sumpfige Barriere gegen den Süden, heute die landwirtschaftlich wichtigste Region Nepals.

 

1973 wurde hier der CHITWAN Natinalpark gegründet, ein lohnendes Alternativprogramm zu der Bergwelt im Norden mit extrem vielfältigem Tierbestand.

 

Walter Schwab | Nepal

Kathmandu

Das 21. Jahrhundert spürt man auch in der Hauptstadt Nepals. Hin und wieder erstickt sie am Verkehr, die Luft reizt zum Husten, Zeitalter prallen in ihr aufeinander.

 

Eine Mischung aus Geschäftssinn und Gelassenheit pulsiert auf den Strassen, Autos und Rikschas drängen bis in die engen Gassen Thamels. Lautes Hupen, Räucherstäbchen, eine bunte Bilderflut - wer sich treiben lässt, wird mit allen Sinnen gefordert.

 

Die beiden anderen Königsstädte PATAN (ehemals LALITPUR) südlich des heiligen Bagmati Flusses und BHAKTAPUR im Osten sind deutlich »entspannter« und wirken ursprünglicher.

 

Walter Schwab Fotografie Nepal