Walter Schwab | Nepal

We are safe

Freunde in Nepal und ihr Land nach dem Erdbeben am 25. April 2015.

Auszug meines Artikels vom 30. April 2015 in Zeitungen von Wetzlar und Gießen.
Zwei Multivisions-Schauen von Edith und mir in Hüttenberg und Wetzlar brachten über 4.000 € Spendengelder ein.

Hüttenberg / Kathmandu 30. April 2015

 

„Bei uns ist alles o.k., uns geht es gut“, sagt Sushma am Telefon, aber die sonst fröhliche Stimme klingt nicht danach. Man kennt die Bilder aus den Medien, aber in diesem Moment fühle ich wirklich die Katastrophe, die ganz real und brutal am anderen Ende der Leitung vor sich geht.

 

Das Beben vor vier Tagen hat Nepal ins Herz getroffen. Und seine

von Cat Stevens und Bob Seeger besungene legendäre Hauptstadt Kathmandu, Eingang in die Bergwelt des Himalaya und früher das Traumziel aller Aussteiger. Es tut weh, die Fotos und Videos der Menschen und die Zerstörungen zu sehen. Ministerpräsident Koirala sprach anfangs von 4.700, rechnet landesweit mit bis zu 10.000 Toten.

 

Walter Schwab | Nepal

Die Bilder entstanden im Oktober 2015, sechs Monate nach dem Beben. Kathmandu, Bhaktapur und Patan lagen nicht in Schutt und Asche, aber an vielen Stellen klafften tiefe Wunden. Viel stärker betroffen waren aber die Regionen weiter westlich in der Nähe von Gorkha.



„Wie werdet Ihr die nächsten Wochen leben, was kann man tun?“ frage ich sie. Wasser, Strom und Lebensmittel fehlen, die ohnehin marode Kanalisation und ganze Straßenzüge sind mehr als kritisch. Dass die Handyverbindung funktioniert, wundert mich fast. Ein mehr oder weniger intakter Flughafen, kaum Straßen und damit kaum Waren von außen. Das alles in einer Millionenstadt im ärmsten Land Asiens. Sushma wiederholt sich, „we are safe“ und spricht stattdessen von den namenlosen Bergdörfer und den armen Menschen dort, denen gehe es doch viel schlechter.

 

Der heilige Fluss Bagmati wird Mühe haben, die Asche der Leichen aufzunehmen. Die meiste Zeit ist er ohnehin ein eher trüber und verschmutzer Bachlauf. Zehntausende haben die Millionenstadt bereits verlassen, die meisten zu Fuß. Bald wird der Monsun die Trümmerberge in Schlamm verwandeln.

 

Walter Schwab | Nepal

„We are safe“ schreibt auch unser Freund Prakash mehr als einmal auf Facebook, und vertraut den Göttern, dem Schicksal und der Gemeinschaft der Menschen. Die Nächte verbringen er, seine Frau Sarita, die beiden Töchtern Priya und Suhana zusammen mit Nachbarn in seinem Garten (nicht alle haben solche Gelegenheiten).

 

Sonntag Abend notiert er: „Kathmandu got quiet the whole day. The sky was blue and now the stars are glittering together with the moon. Hope the nightmare is over. God bless us all”.



"Hope for Tomorrow" - Nicolas Marie fotografierte im Rahmen des INSIDE OUT PROJECT Menschen aus Patan/Nepal und stellte sie auf ungewöhnliche Art in der vom Erdbeben mitgenommenen Stadt aus. Wir waren zufällig dort, als die letzten Bilder geklebt wurden.